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Das Echo des Kalten Krieges

Die großen Dienste in Wien leben weitgehend noch immer in der Tradition des Ost-West-Konflikts. Ein Grazer Geheimdienst-Historiker bringt diesen Umstand auf den Punkt: Viele der leitenden Nachrichten-Offiziere sind in den Zeiten des Kalten Krieges „sozialisiert“ worden. Der Dienst in Wien war für nicht wenige Nachrichtenoffiziere das Sprungbrett für die Karriere in die Führungsetagen in Moskau, Washington und London.

Österreich liegt geopolitisch günstig und hält auch an der Neutralität fest. Schon während der Monarchie war Wien Tummelplatz von Agenten, gleichfalls in der Ersten Republik und während des „Dritten Reiches“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg – nicht überraschend – setzten sich die Alliierten Dienste in Wien – in der 3. UNO-Stadt – fest. An der Donau gibt es viele internationale „Aufklärungsziele“. Und dazu noch ein „weiches“ juristisches Umfeld. Wer nicht zu viel „Lärm“ verursachte, der konnte in Österreich weitgehend unbehelligt sein Spionage-Handwerk ausüben. Es wundert nicht, dass bis heute der juristische Status der legalen Residenturen nicht geklärt ist.

Die österreichischen Behörden – wie der mit der Spionagebekämpfung beauftragte Verfassungsschutz – sind in der Regel gut über die Aktivitäten der Botschaften im Bilde. Falls nicht gerade Kriminalität im Spiel ist, werden die ausländischen Akteure „neutral“ beobachtet.

Man muss hinzufügen: Die Republik als politisches Aufklärungsziel ist nur selten im Blickfeld ausländischer Dienste. Ganz anders ist dies bei den in Österreich ansässigen internationalen Organisationen, vor allem dem internationalen Kommunikationsverkehr, insbesondere aber bei österreichischen Firmen mit interessanten Exportmärkten. Zentrales Interesse der Dienste in den vergangenen Jahren galt dem österreichischen Bankensektor und seinen Aktivitäten im Ausland, aber auch in Österreich.